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Unsere Kinder wachsen mit Handys und Alexa auf, aber in der Schule regieren alte Schulbücher und Kreidestaub. Ja, Kinder präsentieren jetzt mit PowerPoint, aber diese Präsentationen sind so schlecht wie die, mit den sich Erwachsene gegenseitig langweilen. Warum ist Schule so veraltet – und wie lässt sich das ändern?

Schule ist Industrie – Digitale Schule ist Industrie 4.0

Früher war Bildung ein Privileg. Um Bildung für die breite Masse verfügbar zu machen, wurde Schule industriell gedacht. Das Ziel war: Möglichst viel Wissen möglichst effizient in möglichst viele Köpfe. Also setzte man auf genormtes Wissen und einheitliche Lehrpläne, jedem das gleiche. Das hatte durchaus Vorteile, breite Bildung wäre sonst gar nicht zu bezahlen gewesen. Aber so wie sich die klassische industrielle Produktion durch die Digitalisierung verändert, wird es Zeit auch das Lernen ins 21. Jahrhundert zu bringen. Und da kann Schule 4.0 von der Industrie 4.0 eine ganze Menge lernen. Hier sind fünf Schritte zur Bildung der Zukunft:

1. Prozesse verbessern

Es ist unglaublich, wie viel Zeit verschwendet wird. Akademisch ausgebildete Lehrer verbringen jedes Jahr Wochen Ihrer Zeit damit, Arbeiten zu korrigieren. Dabei geht es meist nur darum, ob etwas richtig oder falsch ist. Das sind Hilfstätigkeiten, für die man kein Studium braucht und die im Grunde schon heute Computer übernehmen können.

Kommunikation und Planung sind schrecklich. Für Unterricht geht es nur darum, eine Ressource (Lehrer) zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu haben. Doch Stundenausfälle sind an der Tagesordnung, während unsere Industrie hochkomplexe Lieferketten just in Time managen kann.

Selbst die Kommunikation passiert mit Heften und Zetteln, das höchste der Gefühle sind WhatsApp-Gruppen der Schüler, damit zumindest die meisten rechtzeitig mitkriegen, wenn sich etwas ändert.
Wäre es zu viel verlangt, wenn Schule und Eltern etwas moderner miteinander kommunizieren? Die Bauarbeiter auf der Baustelle schaffen das doch auch, ganz ohne Lehrplan

2. Customizing: Stückzahl 1

Moderne Autos kommen in Millionen Varianten, so dass jeder „sein“ Auto fahren kann. Aber unsere Kinder, die eine ganze Bandbreite von Lernfähigkeiten und Vorlieben haben, bekommen alle dasselbe normierte Format: One size, doesn’t fit anybody.

Der eine liest lieber, der nächste braucht Bilder, die anderen Videos, Diagramme, Geschichten… wir haben so viele Möglichkeiten, Wissen zu vermitteln. Was spricht dagegen, für jeden Schüler das passende Medium zu finden, das den Lehrstoff so anbietet, dass er ihn gut versteht?

Schulbücher als Lehrmittel in allen Ehren: Aber da der Bestand einer Schule stetig schrumpft kenne ich Fälle, in denen manche Kinder kein Schulbuch mehr bekommen – weil das verwendete Buch nicht mehr erhältlich ist. Books on Demand könnte dieses Problem direkt lösen. Dazu können elektronische Bücher auch an den Leser angepasst werden, es können Fehler korrigiert und Neues mit eingebaut werden. Tesla schafft es, sogar Hardware wie ein Auto per Update zu verändern, da sollte ein rein digitales Produkt wie Informationen doch ein Kinderspiel sein.

3. Relevanz durch Agilität

Unsere Kinder werden Jobs haben, die es zu unserer Jugend noch nicht mal gab! App Entwickler, Webdesigner, YouTuber oder Data Scientist. Da sollte unser Kurrikulum doch auch zur heutigen Zeit passen. Wer muss nun wirklich noch auswendig wissen, welche Flüsse wo fließen, wenn man die Weltkarte immer in der Hosentasche hat?

Und warum dauert es so ewig, bis sich Lehrpläne und Inhalte ändern? Es sollte möglich sein, Inhalte schnell und in kleinen Schritten anzupassen. Die Welt ändert sich zu schnell als das man darauf warten kann, dass eine Behörde das begriffen hat.

Agilität bedeutet auch, dass verschiedene Ansätze parallel getestet und verglichen werden können. So können wir empirisch feststellen, welche Themen und Methoden wirklich funktionieren.

4. Neue Formate

Warum lernen wir eigentlich im Klassenzimmer und machen die Hausaufgaben alleine?
Wäre es nicht schlauer, Inhalte alleine zu erarbeiten, im eigenen Tempo und aus passenden Quellen? In der gemeinsamen Zeit kann man dann Fragen beantworten und die Anwendung diskutieren, können Kinder ihre Erfahrungen miteinander teilen.

In der Schule sollten wir Themen teilen, die sich allein nicht erschließen: Sport. Musik. Werken. Präsentieren. Diskutieren. Kochen & Ernährung. Umgang mit Medien. Und die Konsequenzen unseres Tuns.

Wenn Wissen so schnell veraltet, geht es darum Prozesse zu lernen und Zusammenhänge zu erkennen. Es geht um Grundlagen, wie beispielsweise Politik oder Wirtschaft funktionieren, damit man später versteht, was warum passiert. Fakten sind in der digitalen Schule genug verfügbar, aber denken müssen wir immer noch selbst.

5. Gemeinsam besser

In Gemeinschaften kann ich das Beste nutzen, das die Mitglieder einbringen können. In den MOOC (Massive Open Online Courses) kann ich mir von den besten Lehrern der Welt Inhalte erklären lassen. Warum dann darauf hoffen, dass Herr Müller das in Bio auch so elegant hinkriegt? Er soll doch lieber helfen, Lücken zu schließen. Fragen beantworten, die Gruppe moderieren.

Neulich verstand meine Tochter im Unterricht nicht, wie der Strahlensatz geht. Aber ein passendes YouTube-Video brachte innerhalb von drei Minuten die Erleuchtung! Dieses geballte Wissen, das online bereits verfügbar ist, nutzen wir in der Schule noch viel zu wenig.

Wikipedia, YouTube, Google sind Teil des Lebens unserer Kinder, ebenso wie Snapchat, Instagram und WhatsApp.  Nur die Schule hinkt der Wirklichkeit um Jahrzehnte hinterher.

Fazit: Digitales Lernen ist individuell, besser und schneller

Digitalisierung hat unsere Wirtschaft schneller, flexibler und viel effizienter gemacht. Mit ihr können wir unseren Kindern den Zugang zum Wissen der Welt geben. In Formaten, die zu jedem Kind passen, mit Methoden, die sich selbst optimieren. So, dass möglichst alle Kinder eine Chance auf eine erfüllte Zukunft haben. Hier erfahren Sie, was andere Denker und Initiativen zum Thema Digitale Schule sagen.

Viele Lehrer sind genau dafür angetreten – geben wir Ihnen die Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen!

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Weitere Artikel zum Thema im Netz:

Digitalisierung an Schulen: Der Geist ist willig, das WLAN ist schwach

Wie viele andere hat auch die Bertelsmann Stiftung eine Studie in Auftrag gegeben und hält sich mit Handlungsempfehlungen und guten Ratschlägen nicht zurück. Zwar halten 90 % der Schulleiter den digitalen Wandel für unaufhaltsam, tatsächlich in den Unterricht eingebunden werden digitale Medien jedoch immer noch nur noch sporadisch. Längst etablierte Medien wie Youtube oder Wikis finden nur sporadisch Anwendung, um Lehrinhalte zu vermitteln. Nur jeder zehnte Lehrer geht einen Schritt weiter und fördert individuelles und interaktives Lernen mit der Hilfe von Lern-Apps oder Simulationen. Warum? Kein Geld, keine Zeit, keine Unterstützung. Bevor die Lehrer angehalten werden können, ihren Unterricht digital umzugestalten muss also zuerst eine grundlegende Neuordnung der Rahmenbedingungen und überhaupt mal ein Konzept her. Da der Digitalisierung von 92 % der Schulleiter aber nur eine minimale strategische Bedeutung für ihre Schulen beigemessen wird, bleiben Schulen strategiefrei und Lehrer wie Schüler müssen zusehen, wo sie bleiben.

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D21-Studie: Das ist der ernüchternde Stand der digitalen Dinge in der Schule

Das Netzwerk D21, bestehend aus Vertretern von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, fördert seit 1999 den digitalen Wandel in Deutschland. Vergangenes Jahr veröffentlichten sie eine von höchster Stelle unterstützte Studie zur Evaluierung des „Bildungsstandortes Deutschland“. Vizekanzler Sigmar Gabriel höchstpersönlich unterstützte die Initiative mit einem Grußwort. Das ernüchternde Fazit auch der „offiziellen“ Studie: Der Umgang mit und das Leben in einer digitalen Lebenswelt mag für Schüler und viele Lehrer bereits völlig selbstverständlich sein. In den Schulen kommt sie jedoch nicht an – und in der öffentlichen Debatte ist man sich noch unsicher, ob das alles wirklich nötig ist. Die Verfasser der Studie fordern in ihrem Fazit nachdrücklich ein Umdenken und geben Handlungsempfehlungen, wie eine Digitale Schule realisiert werden kann. Dazu gehören natürlich zeitgemäße Ausstattungen in der Schule, aber auch eine Beförderung von Fähigkeiten wie Netzwerken und selbständiges Lernen der Schüler.

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Positionspapier des Branchenverbands bitkom gibt Handlungsempfehlungen für die Digitale Schule

Der Bildungsstandort Deutschland liegt im internationalen Vergleich also gerade mal im Mittelfeld, was die Einbindung digitaler Technologien in den Lehr- und Lernalltag angeht. Das betrifft die Schulen, aber auch die Berufsschulen, Hochschulen und Weiterbildungsangebote. Der Branchenverband bitkom forderte bereits Ende 2016 in seinem Positionspapier 10 Maßnahmen ein, um Deutschland in diesem Feld endlich konkurrenzfähig zu machen. Darunter natürlich das Schaffen und Finanzieren der notwendigen digitalen Infrastruktur wie etwa flächendeckendes WLAN und die entsprechende Lehrerausbildung. Aber auch eine ganzheitliche Betrachtung der digitalen Bildung wird gefordert – das betrifft nicht nur das Zusammenwirken der verschiedenen Technologien, sondern auch eine länderübergreifende Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen sowie eine Aufhebung des Bund-Länder-Kooperationsverbotes. Kurz das, was in Betrieben mit der Forderung „Silodenken überwinden“ gemeint ist. Der bitkom ist in seinen Forderungen weitaus mutiger und konkreter, als es öffentlich geförderte Studien je sein können.

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Initiative MINT-freundliche Schule fördert Digitale Schulen durch Auszeichnung

Initiative MINT-freundliche Schule

Anstatt es bei Forderungskatalogen zu belassen, will diese Initiative den Stein ins Rollen bringen und Schulen aktiv dazu animieren, sich der digitalen Realität nicht länger zu verweigern.

Die Initiative MINT-freundliche Schule (MINT ist übrigens die Kurzform für den Fächerkomplex aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) hat daher mithilfe einiger namhafter Partner ein Pilotprojekt für die Auszeichnung als „Digitale Schule“ ins Leben gerufen. Hier können sich Schulen bewerben, die den Weg in die digitale Zukunft ab sofort aktiv beschreiten wollen. Der geforderte Lehrinhalt umfasst nicht nur das Erlernen und Anwenden von Informatik-Grundlagen, sondern auch den Blick auf die gesellschaftlich-kulturelle Dimension der vernetzten Welt und die Wechselwirkungen von Mensch und Maschine. Teilnehmende Schulen werden dazu angehalten, konkrete alltagsbezogene Lerninhalte und inklusive Lernkonzepte zu entwickeln. Der Fragebogen, den teilnehmende Schulen ausfüllen sollen, wird sehr konkret und ermutigt die Schulleiter, sich nicht im Ungefähren zu bewegen, sondern das von der Bertelsmann Stiftung geforderte umfassende Konzept zu erstellen. Das Ziel: Das Verantwortungsbewusstsein, die Urteilsfähigkeit, Kreativität und Selbstbestimmtheit der Schüler im Umgang mit der digitalen Welt fördern.

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