
Unsichtbare Menschen:
Mechanische Türken, Skandal bei KI (mal wieder) und die Menschen hinter der KI
Der erste Schach-Roboter erschien…1770?!
Ja, tatsächlich. Diese schachspielende Maschine, der „Mechanischer Türke“, wurde 1770 vorgestellt und war eine Sensation. Die Maschine spielte sogar gegen Napoleon und Benjamin Franklin.
Nun, das war natürlich kein Roboter, keine KI, sondern ein Mensch, der sich geschickt im Mechanismus verbarg. Aber der Name blieb uns erhalten, für etwas, das von vorne wie eine Maschine aussieht, aber hinten von Menschen bedient wird.
(Ja, das IST merkwürdig. Meistens ist es doch andersherum.)
Wofür braucht man sowas?
Na, zum Beispiel, wenn Du für Deine Produktidee einen Prototypen baust.
Man nennt das auch einen „Concierge Service“, Dienstleistung im Hintergrund.
Bei Amazon Mechanical Turk (ja, das heißt wirklich so) kannst Du Aufträge an ein ganzes Heer von Menschen vergeben. TextEagle war schon vor 20 Jahren eine Möglichkeit, in Entwicklungsländern ein bisschen Geld zu verdienen, indem man am Handy Bilder von Straßenschildern ausgelesen hat.

Der mechanische Türke – der über 80 Jahre sein Geheimnis bewahrte!
Menschen arbeiten für die KI
Interessant ist, dass diese Menschen auch unsere KI erst möglich machen. Beim Data Labeling werden MASSEN von Daten etikettiert. Damit nachher die KI lernen kann, was was ist.
Auch das Filtern von Inhalten ist ein „Dritte-Welt-Job“, bei dem Mitarbeitende aus einem See von Grauen (all das Abscheuliche, das Menschen ins Netz stellen) das Schlimmste ansehen und herausnehmen müssen. Das ist unfassbar hart, wirklich schlecht für die eigene Seele und wird, mal wieder, miserabel bezahlt.
Bei einer friedlicheren Form von Data Labeling machen wir übrigens alle mit, beim Captcha. „Markiere auf diesem Bild alle Ampeln / Fahrräder / zu überfahrende Fußgänger“.
Wir „beweisen“, dass wir kein Roboter sind, aber helfen damit der KI zu sehen. Raffiniert!

Die Grenze zwischen Captcha und Menschlichkeit war bereits in der Antike eine viel diskutierte Frage unter Philosophen.
Pump up Your AI Start-up
Der jüngste, ziemlich fette Skandal: Builder.ai.
Deren Angebot klingt ja verführerisch: Erzähle der KI, was für eine App Du bauen willst, und sie baut diese App für Dich. Ta-dah!
Vibe Coding, delivered.
Builder bot genau das an. Du konntest mit „Natasha“ (ungelogen. Wer kommt auf sowas?!) plaudern und hinterher ein Angebot und ein Produkt bekommen.
Ah, Software für alle, das wird groß! Groß genug, dass die Bewertung von Builder.ai bis auf 1,5 Milliarden Doller stieg. Es gab Investitionen von Microsoft und aus Qatar. In der Summe weit über 400 Millionen Doller.
Nur stellte sich heraus, dass dahinter gar keine AI saß, sondern rund 700 Software-Entwickler.
Das ist ja an sich okay, wenn man es Outsourcing nennt. Aber eben nicht, wenn man vorgibt die Spitze der Technologie zu sein. Pikantes Detail: Man sagt, Builder habe auf der eigenen Website gescherzt, AI stünde für „Another Indian“, denn Builder hat seinen Sitz in Indien. Builder musste Insolvenz anmelden.
Mehr oder weniger Mensch?
Es ist doch erstaunlich, wie viel Mensch noch in KI steckt. Auch jenseist der (meist geklauten) Trainingsdaten.
Inzwischen ist man skeptisch, wer hinter einem Stück Inhalt steckt, wie die Diskussion um den Gedankenstrich – als Indikator für KI-Texte gezeigt hat.
Aber ich habe den Eindruck, dass dadurch „echte“ menschliche Inhalte und echte menschliche Kontakte und Begegnungen wieder an Wert gewinnen. Und das wäre doch toll.
Mehr Mensch sein, dank KI.