HR – Hardly Relevant
Warum Sie im Unternehmen niemand ernst nimmt und wie Sie das endlich ändern.
HR? So spannend wie die Buchhaltung
Aber HR ist doch zuständig für das wichtigste Kapital des Unternehmens, die Mitarbeiter?
Nur auf dem Papier. Lassen Sie uns mal hinter die Kulissen schauen. Warum ist HR eigentlich so wenig wertvoll – und wie können Sie das ändern?
Die Wurzel des Übels
Das wichtigste Kapital eines Unternehmens ist – sein Kapital. Cash ist King, denn ohne Geld machen Sie heute Abend den Laden zu. Neue Mitarbeiter können Sie wieder finden, aber wenn das Geld weg ist, wird es sehr schnell sehr ungemütlich. Aber als zweites kommen die Mitarbeiter? Mitnichten. Dann kommen Ihre Kunden und damit der Vertrieb. Wenn Sie nichts verkaufen, kriegen Sie kein Geld und… siehe oben.
Ah, Sie müssen auch etwas zu verkaufen haben. Also brauchen Sie die Produktion. Maschinen, Prozesse, Patente etc. – und das gilt auch für Dienstleister. Oh, und Sie brauchen auch Material und Dienstleistungen von anderen. Ohne den Anfang der Supply Chain wird das nichts. Die Logistik, damit die Sachen auch zum Kunden kommen. Und so weiter.
Am Ende rangiert HR auf einer Ebene mit Druckerpapier und dem Putzdienst. Obwohl – wenn die mal zwei Wochen fehlen, merkt das jeder. Am Ende sind Mitarbeiter schon irgendwie wichtig, aber HR?
Bill Gates sagte so klar „Banking is neccessary. Banks are not.” Und das gilt oft auch für HR.
Was tun die da? Die Aufgaben von HR
1. Die Suche
Vor allem, weil Social Media als Propaganda-Lautsprecher verwendet wird, statt als ein Mittel zum Dialog. Und schon gar nicht, um kluges Branding zu machen und das Unternehmen im Kopf des gegenüber als attraktiven Arbeitgeber darzustellen. Und oft wird auch nicht zu Ende gedacht. Die Stelle klingt gut, aber beim Blick auf die Firmenhomepage merkt man, dass man hier ganz sicher nicht arbeiten will. Lauter Produkte, kaum Menschen – und wenn, dann Abziehbilder aus dem Stockphoto-Katalog.
Und Facebook? Ey, Deine Mudda is auf Facebook! Azubis finden Sie da nur, wenn die Eltern es an ihre Kinder weiterreichen. Und wenn Sie Entwickler suchen, dann gehen Sie (genauer: die Kollegen aus der Fachabteilung) auf die entsprechenden Plattformen, wie GitHub, und machen sich dort ein Bild.
Social Media für Profis
Auch Dr Oetker zeigt, wie man souverän mit Kunden umgeht. Twittert einer „Ich will ne Pizza mit Dönerfleisch“, antwortet man „Nein, willst Du nicht“. Zack, trocken. Oder stellen Sie sich vor, was Corporate Communications antworten würde, wenn sich jemand beschwert „Eure Schokopizza schmeckt wie Hurensohn!“. Es wäre schrecklich! Formell, steif, ein Elend. Die 100-Punkte—Gewinner-Anwort lautet: „Na, gierig gewesen und in die Finger gebissen?“
SO macht Social Spaß! Denn das ist ein Dialog auf Augenhöhe.
Alles andere ist entweder herablassend, am Thema vorbei oder Anbiederei.
2. Einstellen
Danach ein intransparenter, unfreundlicher und weitegehend automatisierter („Sehr geehrte/r Bewerber/In, Vielen Dank für Ihre Bewerbung“) Prozess – der vor allem EWIG dauert! Wochenlanges Warten, das Schweigen der Lämmer, keine Zwischenstände, kein Feedback und am Ende eine formlose Absage. „Viel Glück woanders.“ Danke auch.
Und jetzt noch Online Bewerbungsgespräche: Nach Monaten Zeit zum Üben noch immer ein dramatisch schlechtes Provisorium. Auch hier ist oft wenig zu sehen von der digitalen Zukunft.
3. Verwalten
Oft wenig flexibel. Kein „Schön, dass Du da bist! Wie hättest Du es denn gern? Wir machen das meiste möglich!“ Stattdessen: „Hier ist der Rahmen. Du musst…“.
Im Service, im Marketing sprich man von Customer Centricity, denn wichtig ist, was der Kunde wertvoll findet. Dass diese Haltung auch für den Mitarbeiter schön wäre? Ha! Wir sind doch nicht bei „Wünsch Dir was“!
4. Entwickeln
Oder einem „Manifest“! Ernsthaft, ich habe eines gesehen zur Einführung von Office 365, groß gefeiert als gemeinsamer Sieg.
Offensichtlich ist die Transformation jetzt damit vollzogen. Das ist so traurig.
5. Abbauen
Und fragt sich jemand, warum ein Mitarbeiter kündigt, ob man das vermeiden und verbessern kann? Die meisten Menschen bewerben sich bei einer Firma und kündigen wegen ihrer Vorgesetzten. Was tut HR, um das zu ändern?
Urteile und Vorurteile
1. Nicht innovativ
2. Nicht relevant
Zu viele Trainings zu irrelevante Themen. Und zu selten Menschen aus der echten Praxis, sondern Trainer, die nur wissen, wie man Trainings macht.
3. Langweilig
4. Nutzlos
5. Mangelnde Nachhaltigkeit
6. Stuhlkreis
7. Starr
8. Keine Ahnung vom Geschäft
(Ein Handicap, das HR oft mit dem Marketing teilt. Dem sind Industrieprodukte auch zu schwierig, die beschränken sich auf bunte Bilder und den Messestand.)
9. Schönfärberei
Das neue CRM kommt, weil der Vorstand das so entschieden hat. Die Mitarbeiter werden vorher nicht gefragt und hinterher nicht eingebunden. Friss oder stirb! Aber das ist ein schönes Change-Management-Projekt – mit Arbeitsgruppen, die reden (unzweifelhaft im Stuhlkreis), aber nichts verändern oder entscheiden dürfen.
Oder die moderne Seuche von „Purpose“. Früher gab es Vision und Mission (hat auch keiner verstanden), jetzt versucht man, dem ganzen kommerziellen Tun einen höheren Sinn zu geben, weil sich das sooo gut anfühlt.
10. Verliebt in Methoden und Workshops
„Wir haben ein neues Produkt entwickelt, dass die Kunde echt lieben und für das sie gerne bezahlen“ – DAS ist ein Ergebnis! Also, nicht Mittel und Zweck durcheinanderbringen!
Das können Sie besser!
Glücklicherweise ist es ja nicht überall so und es trifft auch nie alles gleichzeitig so zu.
Die gute Nachricht ist: Sie können das besser machen!
Sie sind viel besser, als Sie denken – oder was die anderen denken. Ändern Sie, was Sie tun, wie Sie es tun – und werden Sie endlich zu der Abteilung, die das Unternehmen wirklich nach vorne bringt.
Sieben Schritte zu einer bessren HR:
1. Strategisch verankern
1. Was die Firma macht – Verstehen (Technik!)
2. Wie sie Geld verdient (Business Model)
3. Was sie dafür braucht (Ressourcen, auch Human Ressourcen wie Köpfe, Hände, Wissen)
4. Wo sie hin will (die Ziele für die kommenden Monate und Jahre)
5. Wie sie dorthin kommen will (Strategie)
Erst dann können Sie verstehen, wo Sie Sie ansetzen können.
2. Selbstverständnis
Das ist Unterstützung, nicht Belehrung. HR ist nicht dazu da, den dummen Kollegen die Welt zu erklären, sondern dafür zu sorgen, dass die ihren Job optimal machen können.
3. Mehrwert liefern
Das fängt damit an, zuerst zuzuhören, was in deren Alltag passiert: und dann Lösungen anzubieten. Lernen Sie, was Customer Centricity wirklich heißt – und setzen Sie es um.
4. Werden Sie agil
Aber wir können zuschauen, zuhören, lernen, verstehen, Lösungen entwickeln, anbieten und verbessern. Das geht sogar ohne bunte Zettel.
5. Gemeinsam
Im stillen Kämmerlein den Weiterbildungskatalog zu erweitern hat Null Mehrwert. Gehen Sie auf Augenhöhe!
6. Resultate statt Methoden
7. Seien Sie digital
8. Bonus: Seien Sei RICHTIG digital
Wenn Sie Ihren Job ernst nehmen, dann lassen Sie nicht die IT entscheiden, ob Sie Zoom, Slack oder Teams einsetzen: Dann sagen Sie, was Mitarbeiter wirklich brauchen und suchen gemeinsam nach der besten Lösung: (Die IT wird es Ihnen danken!)
Auch Social Media ist weder etwas fürs Marketing, noch für die Praktikantin: Das ist fester Teil Ihres Jobs. Greifen Sie ihn sich! Wie Dr. Oetker, siehe oben.
Wenn Sie klarmachen können, welche Rolle Sie spielen, wie Sie zum Erfolg der Kollegen und des Unternehmens beitragen, dann ist die Frage nach Ihrer Bedeutung schnell beantwortet.
Dann ist HR, was es verdient: Highly Relevant!