Ein ähnlicher Kurzschluss wie der Gedanke Digital? Das soll mal die Jugend machen! ist das Delegieren aller Belange der Digitalisierung an die IT-Abteilung. Denn die kennen sich ja schließlich aus mit diesem modernen Technik-Kram.
Warum das allerdings eine überaus schlechte Idee ist, möchte ich Ihnen hier erklären.
Never change a running system – wie agil ist die IT?
ITler haben einen undankbaren Job. Wenn alles läuft, interessiert sich kein Mensch für sie – aber sobald es irgendwo hakt, ist das Geschrei groß. Deswegen gilt für die IT: Never change a running system. Keine Experimente am System, denn Fehler können und wollen wir uns nicht leisten. Klar – denn in den meisten Unternehmen ist die IT dafür da, dass es im Maschinenraum reibungslos läuft. Ausfälle des Systems können schnell zehntausende Euros verschlingen. Da riskiert man lieber keine Fehler.
Das ist zwar verständlich, aber das ganz falsche Mindset, um mit der digitalen Transformation eines Unternehmens umzugehen.
Digitale Transformation bedeutet: Fehler machen um daraus zu lernen
Denn in der digitalen Transformation müssen Experimente erlaubt sein. Und diese müssen auch mal scheitern dürfen. Stichwort: Fehlerkultur. Für Beweglichkeit und Agilität, für das Testen neuer Ideen und Konzepte ist die tendenziell eher konservative IT also definitiv der falsche Ansprechpartner. Und noch dazu geht es in der digitalen Transformation um so viel mehr als nur um technische Lösungen!
Ambidextrie, DevOps, bi-modale IT. Wie bitte?
Nun will die IT, zumindest in Teilen, agil werden. Auf der einen Seite die agilen Entwickler (Developments), auf der anderen der Betrieb der (oft veralteten) Infrastruktur (Operations). Die Brücke schlagen soll DevOps. Gartner nennt es die bi-modale IT, andere die IT der zwei Geschwindigkeiten oder gar Ambidextrie. Immer geht es um die Frage, ob und wie man schnelle Entwicklung und zuverlässigen Betrieb unter einen Hut bringen kann. Wie das in die Unternehmenskultur passt, muss jedes Unternehmen für sich bestimmen.
Klaus Straub, der CIO von BMW, ist schon einen Schritt weiter. Für ihn hat die Kombination nicht funktioniert, denn keiner wollte zu den langsamen gehören. Verständlich, auch IT Fachleute haben ihren Stolz. BMW hat jetzt das Ziel „100% agil“ ausgegeben, das in etwa drei Jahren erreicht sein soll. Damit will er zeigen, dass Agilität kein Widerspruch zu Zuverlässigkeit und sauberer Dokumentation sein muss.
Digitale Transformation ist mehr als Technik
Es geht aber bei der digitalen Transformation um weit mehr als nur um die IT. Es geht um ein völlig neues Mindset, eine neue Art zu arbeiten und manchmal sogar um ein ganz neues Geschäftsmodell. Einige Dinge müssen geklärt werden, bevor es an die Umsetzung der digitalen Transformation gehen kann: Wer sind Ihre Kunden und was brauchen die von Ihnen? Was verkaufen Sie eigentlich? Und damit meine ich nicht Ihre Produkte, sondern die Problemlösungen, die Sie Ihren Kunden bieten. Und zu guter Letzt: Wie kann die Digitalisierung Ihnen helfen, die Probleme Ihrer Kunden in Zukunft noch besser zu lösen?
Daraus folgen eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur, möglicherweise neue Produkte, ein neues Marketing und veränderte Prozesse in Vertrieb und Kommunikation. Freilich – digitale Technik hilft Ihnen dabei, aber das Konzept müssen Sie abteilungsübergreifend erarbeiten. Und die Führung, die muss der Chef schon selbst in die Hand nehmen.
Digitalisierung ohne IT geht auch nicht – darum brauchen Sie sie
Selbstverständlich müssen Sie die IT auf dieser Reise unbedingt mitnehmen. Denn Sie brauchen ihre Unterstützung. Sie brauchen die Daten, die Verbindungen, die Datenverarbeitung und die Datensicherheit, die nur die IT liefern kann. Aber vergessen Sie dabei nicht: Die IT ist ein Mittel um die digitale Transformation Ihres Unternehmens umzusetzen. Aber Ihre IT-Abteilung kann und soll die digitale Transformation nicht stellvertretend für das ganze Unternehmen durchziehen.
Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie die digitale Transformation Ihres Unternehmens meistern, dann unterstütze ich Sie gerne!
Best of Web
Die Rolle der IT bei der digitalen Transformation
Anfang des Jahres fragte die Computerwoche, wie man eine Unternehmenskultur schafft, in der die IT-Abteilung die digitale Transformation eines Unternehmens optimal unterstützen kann. Ihre Antwort besteht aus drei Faktoren: Erstens muss endlich gelernt werden, abteilungsübergreifend zusammenzuarbeiten und Silos zu überwinden. Die Digitalisierung kann nur gemeinsam funktionieren. Zweitens muss die Organisation prozessorientiert werden – bis hin zur abteilungsübergreifenden Budgetierung von Projekten. Und: Die IT-Abteilung braucht ein Innovationsteam. Diese innovative Gruppe hat die Freiheit, Experimente zu machen, während der Rest der IT den Laden zusammenhält.
Die IT-Organisation im Wandel: Implikationen der Digitalisierung für das IT-Management
Die IT-Abteilungen sind gefordert, die Transformation des Unternehmens mitzugestalten, sind aber strukturell nicht optimal für diese Aufgabe aufgestellt. So weit, so deutlich. In diesem Artikel beschreiben zwei Professoren der Wirtschaftsinformatik genauer, worauf die Computerwoche nur am Rande eingehen konnte: Wie ist die IT selbst durch den digitalen Wandel betroffen, wie müssen sich die unternehmenseigenen IT-Abteilungen konkret anpassen – und was bedeutet das für das IT-Management? Ihre Prophezeiung: Die IT-Organisation wie wir sie heute kennen wird bald nicht mehr existieren. Was davon übrig bleibt, muss deutlich näher an den Entscheiderpositionen verankert werden, als es heute der Fall ist.
Digitalisierung von Unternehmen: Entscheidend ist die Belegschaft, nicht die Technik
Die Personalberatung Robert Half fragte 200 CTOs und CIOs, was die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche Digitalisierung sind. Rund ein Drittel der befragten CTOs und CIOs sagte: Nicht modernste Technik und eine gut ausgestattete IT. Die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche digitale Transformation sind von der Digitalisierung begeisterte und innovationsfreudige Mitarbeiter.
Soweit kriegen Sie Ihre Kollegen aber nur, wenn Sie – und das war der zweitwichtigste Faktor in der Umfrage – volle Transparenz in Ihren Entscheidungen walten lassen. Der Belegschaft die Konsequenzen der Entwicklungen zu erläutern, und zwar für jeden einzelnen, ist die einzige Möglichkeit, ihnen die Angst vor einer ungewissen Zukunft zu nehmen und sie stattdessen mit Entdeckergeist auszustatten.
Das sehe ich auch so: Digitale Technik und die IT-Abteilung als Vorreiter der technischen Neuerungen sind das eine – aber viel wichtiger ist es doch, den Rest der Organisation dazu zu bringen, die neue Technik auch auf allen Ebenen zu verwenden!